2021 Januar

„Auf Torf gründet man nicht“ – auch nicht mehr im „Stillen Dorf“ SPO

 

Bautechniken heute bieten mehr Möglichkeiten als in den sechziger Jahren

 

Auch im „Stillen Dorf“ jenseits der Pestalozzistraße zwischen Sandkamp und Birkenweg von St. Peter-Ording gehören Bautätigkeiten jetzt zum Alltag. Sie halten sich noch in Grenzen. Nur wenige Häuser aus der Gründungszeit des „Stillen Dorfes“ in den 60iger Jahren sind bisher durch Neubau ersetzt bzw. aufwändig renoviert worden. Dazu gehört als bisher letztes das ehemalige „Pük Deel“ an der Ecke Sandkamp/Immenseeweg. Meistens war das mit einem Besitzerwechsel verbunden.

 

Zurzeit fällt am Ende des Schimmelreiterweges eine Baustelle auf. Entstehen wird hier ein unterkellerter Neubau, der sich wie die bisher geschaffenen in das „Stille Dorf“ einpassen wird. Sandwälle zum rückwärtig gelegenen Nachbargrundstück im Hauke-Haien-Weg und vor dem südlich gelegenen Dünengelände fallen auf. Sie bestehen aus reinem Dünensand und sind der größte Teil des Aushubes. Zum Verfüllen werden sie wieder eingebracht, sobald es die Baumaßnahme zulässt. Zu einem Teil ist das auch schon erfolgt.

 

Vor Baubeginn war für diese Baustelle ein geologisches Gutachten gefertigt worden. Das war notwendig, um über die Bodenbeschaffenheit Kenntnis zu erhalten. Dünen- und Heidegebiet – und das war einst das „Stille Dorf“ - sind nacheiszeitlichen (holozänen) Ursprungs. Aber solche Gebiete bestehen nicht nur aus Sand. Probebohrungen haben unter einer Mutterbodenschicht in unterschiedlichen Tiefen holozäne Wattsande, Kleischichten und auch Torfschichten nachgewiesen. Man spricht u.a. von „Torflinsen“. Insbesondere diese sind der Grund für mögliche spätere Absackungen und Schäden an Gebäuden und müssen deswegen entfernt werden. In Architektensprache wird das mit „auf Torf gründet man nicht“ benannt.

Um dieses durchzuführen, musste die Baugrube gesichert, aber zugleich darauf geachtet werden, dass sich das Absenken des Grundwassers nicht auf die umgebenden Grundstücke auswirkt. Deswegen ist die Grube so aufwändig mit tief reichenden Spundwänden – und in den vier Ecken mit Querstreben versehen - gesichert worden. Das Absenkungswasser wird in einem Graben gesammelt und so auch dem Umgebungsgebiet insgesamt wieder zugeführt. So bleibt im Gelände der vorhandene Wasserstand erhalten.

 

Aufregungen um die Größenverhältnisse für solche baulichen Maßnahmen sind eher fehl am Platze. Deutlich wird dadurch vielmehr, welche Kräfte innerhalb der Natur wirken. Ihnen kann auf diese Weise begegnet werden, um gewünschte Bauvorhaben umzusetzen.- Auch das eben unterscheidet heute die Zeit von der vor 60 Jahren.

 

Hans Jörg Rickert, 22. Januar 2021, HN und www.jb-spo.de

Zwei Millionen Euro für die Förderung der „Biologischen Vielfalt“ in SPO

 

Das Projekt „Sandküste St. Peter-Ording“ hat eine große Untersuchungsbreite

 

Umweltausschuss-Vorsitzender Reinhard Lucassen konnte in der 9. Sitzung der laufenden Legislaturperiode eine große Anzahl von Gästen begrüßen. Grund dafür war das Kooperationsprojekt „Sandküste St. Peter-Ording“. Bereits am 27. Nov. 2018 hatten Hans Ulrich Rösner und Jannes Fröhlich als Vertreterinnen und Vertreter der Projektpartner die Gemeinde St. Peter-Ording am 27. Nov. 2018 im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Umweltausschusses um Unterstützung ihres Vorhabens gebeten, sich am Bundesförderungsprogramm „Biologische Vielfalt“ zu beteiligen.

 

 

Das Projekt „Sandküste St. Peter-Ording“ hat mit seinen unterschiedlichen Verbundpartnern - WWF (Koordinator), Deich- und Hauptsielverband Eiderstedt, Schutzstation Wattenmeer, Technische Universität Braunschweig und Universität Kiel - in seiner Bewerbung um Teilnahme überzeugt und erhielt in Bezug auf den Förderschwerpunkt „Sicherung von Ökosystemleistungen“ den Zuschlag. Bei dem Projekt geht es um die Anpassung unterschiedlicher Arten des Lebensraumes „weiche“ Sandküste an das Klima.

Die Sandküste vor St. Peter befindet sich in ständigem Wandel: War Ording in früheren Zeiten vor allem vom Sand bedroht, ist es jetzt das Wasser der Nordsee, das hier Jahr für Jahr dem Deich etwa um 8 Meter näher rückt. Zugleich aber hat der Strand um 50 Zentimeter an Höhe gewonnen. Die Dünenlandschaft hinter dem Deich hat sich durch die Pflegemaßnahmen positiv entwickelt. Die vorgelagerten Dünenketten auf der Sandbank sind erst in den letzten 20 bis 30 Jahren so hoch aufgewachsen. Die Außensände von Ording bis Böhl gab es 1962 in dieser Form noch nicht. Auch das Vorland vor dem Regionaldeich von Bad bis Dorf wächst und ist ein Förderer der Artenvielfalt. Kreuzkröte und Zauneidechse sowie viele andere Arten haben hier ihren Lebensraum, der aber zunehmend bedroht ist. Die „weiche Küste“ bedarf aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen in Sachen Artenvielfalt und Küstenschutz besonderer Aufmerksamkeit.

 

Über diese Sachverhalte informierte in der Sitzung zunächst Jannes Fröhlich vom WWF. Oberdeichgraf Jan Rabeler rückte den Klimawandel als das dem DHSV auf den Nägeln brennendes Problem in den Fokus: „Ich habe Sorge, dass die Dünen dem Druck des Wassers auf Dauer nicht standhalten.“ Patras Scheffler als Revierförster des DHSV wies auf die Bedeutung eines stabilen Waldes mit Baumarten wie Eichen statt Kiefern hin. Diplom-Biologin Sabine Gettner von der Schutzstation Wattenmeer und beauftragte Betreuerin des FFH-Gebietes Dünen St. Peter betonte, dass so auch Küstenlebensräume außerhalb des FFH-Gebiets mit einbezogen würden und der Aktionsraum aus Naturschutzsicht damit insgesamt großräumiger gesehen werde.

Für die Durchführung der Arbeiten mit den verschiedenen Untersuchungsaufträgen, Auswertungen und Berichten und einer begleitenden Öffentlichkeitsarbeit etc. steht nun ein Finanzvolumen von insgesamt 2,67 Mio. € zur Verfügung. Die Projekt-Laufzeit beträgt sechs Jahre und ist angesetzt bis Juli 2026. Die Übergabe des Förderbescheides (2,046 Mio €) nahm Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 9. September 2020 im BMU in Berlin vor.

 

Auf dem Bild zu sehen sind (von links nach rechts): Thomas Borchers (BMU), Sabine Gettner (Schutzstation Wattenmeer), Annkatrin Weber (WWF Deutschland), Jan Rabeler (DHSV Eiderstedt), Prof. Dr. Diana Pretzell (ehemals WWF Deutschland), Patras Scheffler (DHSV Eiderstedt), Prof. Dr.-Ing. Nils Goseberg (Technische Universität Braunschweig), Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Prof. Dr. Christian Winter (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel), Jannes Fröhlich (WWF Deutschland)

 

Fördergeber sind das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, die Gemeinde St. Peter-Ording und die VR Bank Westküste.

Ausgewählt und gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen.- Die natürlichen Gegebenheiten in St. Peter-Ording hatten den Fokus des WWF auf den Tourismusort gelenkt, der zugleich ein Hotspot der Artenvielfalt ist. 

 

Foto: Ausschnitt aus Foto von Seite 19 der pdf- Broschüre mit eigenen Einzeichnungen

Angesichts des Klimawandels und der damit zusammenhängenden Erhöhung des Meeresspiegels kommt dem Schutz der Natur immer mehr Bedeutung zu. In St. Peter-Ording war von Köhlbrand bis fast zur Buhne bisher kein Deichbau erforderlich, weil dort Dünen einen natürlichen Hochwasserschutz bilden. Nach Süden schließt sich ein Regionaldeich an. Erst nach der Rehaklinik „Goldener Schlüssel“ folgt ein Landesschutzdeich.

 

Als Ziele für die Beteiligung am Projekt „Sandküste St. Peter-Ording - ökologische Aufwertung eines Wattenmeergebietes und Anpassung an den beschleunigten Meeresspiegelanstieg“ formulierten die Projektpartner in der Bewerbung:

  •  
  • Natürlichkeit und Artenvielfalt der Dünenlebensräume stärken,
  • Schützen der Sandküste vor dem steigenden Meeresspiegel und
  • Natur erleben, verstehen und gemeinsam schützen.
  •  
  • Auch solche Fragen gehörten dazu:
  • Inwieweit schützt die Sandküste den Ort vor einer Jahrhundertflut?
  • Wie können Küstenschutz und die Artenvielfalt als Grundlage auch unseres Lebens zusammen gedacht werden?
  • Wie tragen die vorgelagerten Dünen und der St. Peter-Ording-Sand schon auf natürliche Weise zum Schutz der Küste bei?

 

Die Ansprüche an die Verbundpartner sind hoch. Bestandteile des Projektes sind unter anderem die Untersuchung der zukünftigen geomorphologischen Entwicklung der Sandbank von St. Peter-Ording (Uni Kiel) sowie die Untersuchung der Hochwasserschutzfunktion der Dünen in dem Küstenabschnitt ohne Deich (Uni Braunschweig). Die Ergebnisse sollen Anpassungsmaßnahmen ermöglichen, die im Einklang mit Naturschutz, Küstenschutz und Gemeindeentwicklung stehen.

Das Projekt wird ab jetzt auch die Mitglieder des Ausschusses beschäftigen und soll vor allem die Einheimischen, Feriengäste und Urlauber einbeziehen. Denn der Erhalt der wertvollen Küstenlebensräume geht alle an, weshalb der Öffentlichkeitsarbeit eine besondere Bedeutung zukommt.

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HINTERGRUND

Wesentlicher Grund für den Zuschlag waren bezüglich der Vernetzung des WWF in ihrer Gesamtheit auch die seit 2012 durchgeführten Dünenpflegearbeiten in der Kooperation der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland, der Schutzstation Wattenmeer als betreuender Verband im Nationalpark und im FFH-Gebiet mit dem Deich- und Hauptsielverband Eiderstedt als Eigentümer der Dünen St. Peter und Vertretern der Gemeinde St. Peter Ording, finanziert aus Mitteln des Programmes Schutz und Entwicklung durch das Land Schleswig-Holstein. Dadurch ist ein umfassendes aktives Netzwerk aus Naturschutzakteuren entstanden.

 

Seit 2017 ist die Tourismus-Zentrale als Eigenbetrieb der Gemeinde St. Peter-Ording Nationalparkpartner. Das Miteinander von Naturschutz und Tourismus wird u.a. durch Führungen seitens des Teams der Schutzstation Wattenmeer und durch den stetigen Ausbau des Besucherinformationssystems von Böhl bis Ording gefördert und erfährt zunehmenden Zuspruch.

Kitas und Schulen stehen zum Nationalpark Wattenmeer. Schülerinnen und Schüler werden in die Dünenpflegearbeiten aktiv eingebunden. Die Gemeinde St. Peter-Ording ist Mitglied im Klimabündnis Nordfriesland.

 

Am Eidersperrwerk ist der Dithmarscher Teil des Eiderdamms bereits zum Klimadeich geworden. Der Abschnitt bis Vollerwiek wird derzeit vom LKN überplant und dann in den nächsten Jahren entsprechend verstärkt. Für St. Peter-Bad und den Ort insgesamt ist ein Hochwasserschutzkonzept zu erstellen. Fast der gesamte Ort ist Hochwasserrisikogebiet. Auch der Tourismus als Lebensgrundlage des Ortes ist davon betroffen. Die getätigten großen Investitionen der Tourismus-Zentrale am Strand verdeutlichen dies. Nächstes Großprojekt in Ording nach dem Mehrzweckpfahlbau ist die Rückverlegung der Strandbar 54°Nord um etwa 200 m.

 

Hans Jörg Rickert, im Januar 2021, HN und jb-spo.de

Abstand ist an den Stränden von St. Peter-Ording ein Selbstgänger

 

Wie ein Magnet lockt die Kulisse mit Dünen, Sand und Nordsee die Menschen

 

„Wir mussten mal raus aus der Enge der Großstadt“, war der Kommentar eines Familienvaters aus Hamburg. Mit seiner Frau und den beiden kleineren Kindern steuerte er nun die Seebrücke in Richtung Strand an. Eisig war der Wind aus östlichen Richtungen. Aber die Frische und das trockene Wetter lockten nicht nur Hamburger, sondern auch viele Schleswig-Holsteiner nach St. Peter-Ording. Von Brunsbüttel über Wilster, Wacken, Heide, Rendsburg, Husum, Schleswig, Eggebek und Flensburg waren sie gekommen, um sich „auszulüften“.

 

Es war ca. 15 Uhr, Hochwasser, aber die Sandbank zwischen Seebrücke und Strandbar war trocken. Das Wasser war nicht hoch aufgelaufen. Von der Halbdrei-Flut nachts waren die Spuren noch bis hin zu den Dünen zu sehen, aber jetzt lockte der Spülsaum. Etwa einhundert gezählte Spaziergänger waren dort unterwegs. So viele waren es auch, die innerhalb von zehn Minuten vom Strand auf der Buhne ankamen. Mindestens in gleicher Anzahl zog es sie noch an den Strand.

 

Die Gesichter strahlten. Wer wollte konnte sich dann „to Go“ mit Getränk und Speisen aufwärmen. Nicht nur „Pasquale“ auf der kulinarischen Meile zur bzw. von der Buhne hatte sich auf die Besucher am Wochenende eingestellt, „Gosch“ sowieso und nun auch „Deichkind“, und bei allen hielten sich die Besucher an die Regeln. „Wir sind froh, dass die Bewegungsfreiheit so noch gegeben ist“, sagten die beiden jungen Frauen, die etwas geschützt mit einer Decke über den Knien auf der Bank saßen. Sie waren ebenfalls von Hamburg gekommen und wollten jetzt wieder zurückfahren.

 

Von etwa 16 Uhr an nahm die Anzahl der Strand- und Brückenwanderer ab. Überall leerten sich zunehmend die Spazierwege. So ein bis zwei Stunden frische Luft tun gut, aber der eisige Wind fordert eben auch seinen Tribut.- Zu Sonntagmittag reisten ebenfalls viele an. Die verfügbaren Plätze bei der Strandkorbhalle Hungerhamm reichten bereits vor 12 Uhr nicht mehr aus. An allen Übergängen war Betrieb. Zwei Stunden etwa wollte eine Elmshorner Familie auf dem Ordinger Strand verbringen. Itzehoer wollten mit ihren beiden Kindern am Böhler Deich Radfahren. Die Temperatur lag bei knapp 0,5 °C und der Wind wehte aus Südost mit 3 Beaufort. Etwas Schneegrieseln hatte zwischenzeitlich auch mal eingesetzt.

Hjr, 17. Januar 2021, HN und www.jb-spo.de

Start am 18. Januar - Jetzt ist die richtige Zeit für Dünenpflegearbeiten

 

 

Vor einigen Jahren waren die mitten in den Dünen mit Bagger und Schlepper arbeitenden Männer des Deich- und Hauptsielverbandes Eiderstedt (DHSV) für die auf den Wegen Wandernden ein Aufreger. Man erkundigte sich bei Gemeinde oder Naturschutzeinrichtungen. Heute weiß man in der Regel, dass diese Arbeiten notwendig sind, um die Dünen mit ihrer typischen Vegetation zu erhalten, und dass damit zugleich dem Erhalt der ausgezeichneten Artenvielfalt in diesen Gebieten gedient wird.

 

Die Zeit dafür ist wieder da, denn die Natur befindet sich in der Winterruhe. Die Arbeiten finden im jetzigen Winterhalbjahr 2020/2021 zum neunten Mal statt. Vorgesehen sind diese in verschiedenen Dünengebieten, u. a. zwischen Reithalle zum Weg in die Dünen, der sich an die Ostlandstraße anschließt. Vom Parkplatz bei der „Historischen Insel“ führt ebenfalls ein kurzer Weg direkt in dieses Dünengebiet. Eingewanderte Arten wie die amerikanische Traubenkirsche und vor allem auch kleine Kiefern (sie bezeichnet man als „Kussel“) werden entfernt. Auf den Erhalt nachwachsender Eichen wird ein besonderer Wert gelegt. Extra angefertigte und aufgestellte Schilder des Besucherinformationssystems (BIS) geben nähere Erläuterungen.

 

Naturschutzverbände wie die Schutzstation Wattenmeer (sie ist mit ihren jungen Leuten im Freiwilligendienst im Nationalparkhaus für die nachfolgenden Pflegarbeiten zuständig), WWF, Gemeinde St. Peter-Ording und DHSV kooperieren hier in einem Netzwerk mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland und dem Land Schleswig-Holstein (MELUND und LLUR). Fördermittelgelder werden dafür extra bereitgestellt. Ab dem nächsten Jahr erfolgen diese Maßnahmen im direkten Zusammenhang mit dem bis 2026 laufenden und kürzlich gestarteten Kooperationsprojekt „Sandküste St. Peter-Ording“ (wir berichteten).

Hjr, 14. Januar 2021, HN und www.jb-spo.de

Siehe dazu unter www.jahrbuch-st-peter-ording.de 2014 Mai den Archivbericht „Landschaftspflege - Landschaftspflegerische Arbeiten zur Erhaltung von Heide und Moor“

Jochen und Jutta Rother sind gegangen - der „Olsdorfer Krug“ bleibt

 

Der Dorfkrug in der Olsdorfer Straße ist seit November wegen Sanierungsarbeiten geschlossen

Seit November bereits ist die Gastwirtschaft Olsdorfer Krug geschlossen. Sie wird einschließlich der Wohnung und aller Räumlichkeiten umfangreich saniert. Die Aufteilung bleibt wie bisher. Die Gemeinde St. Peter-Ording hat einen neuen Pächter. Mit ihm sind die Sanierungsarbeiten abgesprochen. Die Wiedereröffnung ist zum Monat Juli vorgesehen.

Als Oktoberjahrgang 1953 haben Jutta und Jochen Rother den Übergang in den Ruhestand erreicht. Hinter ihnen liegen 36 Jahre St. Peter-Ording. Sie haben den Ort und gleichzeitig das Haus zum Ende des Jahres 2020 verlassen. Es war mehr als ein halbes Leben ihr Zuhause. Von Husum waren sie gekommen.

Der Küchenmeister und die gelernte Kinderpflegerin übernahmen 1985 als bisher einzige Pächter den in Gemeindehand übergegangenen Olsdorfer Krug und gehörten sozusagen als „lebendes Inventar“ zu ihm. Wer von diesem Vertragsverhältnis nichts wusste, hielt die beiden für die Besitzer.- Ihre drei Kinder wurden in St. Peter-Ording groß und besuchten die Schulen des Ortes. Die jüngste Tochter Maike unterstützte ihre Eltern zuletzt bereits viele Jahre im Krug. Jutta Rother erhielt seitens des Hotel- und Gaststättenverbandes ebenfalls die Genehmigung zur Ausbildung. So war der Gasthof auch Ausbildungsstätte für das Gaststättengewerbe. Jutta und Jochen Rother selbst gehörten zu St. Peter-Ording, als wenn sie schon immer hier gewesen wären.

Bürgervorsteher Boy Jöns hatte die Tätigkeit von Jutta und Jochen Rother für den Ort bereits am 19. Oktober 2020 in der Gemeindevertretersitzung gewürdigt und damit gleichzeitig an die Bedeutung des Kruges erinnert:

Die Gemeindevertretung und ihre Ausschüsse tagen im Saal. Der Männergesangverein/Shantychor war/ist hier Zuhause. Die Speeldeel St. Peter-Ording probt auf der Bühne und führt ihre Stücke auf. Die Ringreiter treffen sich am ersten Augustsonntag zum Kommers. Der Boßelverein „Baak un Diek“ feiert hier im Februar sein Fest. Zum Petritag mit Biikebrennen ist Grünkohlessen angesagt.

Das sind nur einige der feststehenden Termine. Jutta und Jochen Rother und ihr Team haben über 35 Jahre für die reibungslosen Abläufe Sorge getragen. Man konnte sich auf den „Olsdorfer Krug“ verlassen.- „Ihr wart eine Institution“, fasste er das anerkennend zusammen.- Zugleich hatte er sich bei Jochen Rother für viele Jahre Tätigkeit als Gemeindevertreter, Vorsitzendem des Umweltausschusses und Mitglied in weiteren Ausschüssen bedankt.

Hans Jörg Rickert, 08. Januar 2021, HN und www.jb-spo.de

Siehe auch unter www.jbspo.de  2015  Februar: „30 Jahre Olsdorfer Krug“

Mit der St. Peter-Kirche und dem Museum Landschaft Eiderstedt bildet der Olsdorfer Krug seit Jahrzehnten ein Ensemble. Die Gastwirtschaft hat Geschichte. Sie gehörte wie der Kirchspielkrug (am Anfang der Olsdorfer Straße) von Karl Albrecht zu St. Peter-Dorf. Seit 1895 war der Krug im Besitz von Mitgliedern der Familie Heldt. Um 1970 erfolgte der Verkauf. Der Krug wurde von verschiedenen Pächtern betrieben. Anfang der achtziger Jahre entschied sich die Gemeinde für die Übernahme in ihre Hände und sorgte für eine Sanierung.

Wer bisher die Gaststube des Olsdorfer Kruges betrat, kam unweigerlich am Stammtisch vorbei. Er war gleich links, der Tresen gegenüber. Zum Gasthof gehört ein Saal, der von außen einen Extrazugang hat und mit einer Bühne versehen ist. Er kann um den Raum zwischen Gaststube und Saal erweitert werden. Zwei Clubräume, einer rechts vom Eingang, der andere neben der Gaststube, dienen der Beköstigung bzw. für Versammlungen und Familienfeiern oder anderen kleineren festlichen Anlässen.

Impfung gegen Covid-19 für fast alle Bewohner im Dünengarten

 

Brünhild Schauer: „Für uns ist das der erste Schritt in Richtung Normalität.“

Den Termin Sonntag, 10. Januar 2021, werden Pflegedienstleitung Brünhild Schauer und ihr Team vom Dünengarten, dem Senioren- & Pflegedomizil Edelweiss im Heedweg in St. Peter-Ording, bestimmt in Erinnerung behalten. Am Freitagmittag war per Email die Mitteilung der KVSH eingegangen, dass die Betreuungseinrichtung in St. Peter-Ording am Sonntag um 15:30 Uhr mit zwei mobilen Teams zur Impfung gegen Covid-19 angefahren werde. Dazu war eine Checkliste mitgegeben, damit alles geordnet und zügig ablaufen konnte. Das war der Fall. Um 18:15 war das Impfen beendet. Gabriele Martensen seitens der Inhaber und Martina Lange als Leitung Soziale Betreuung waren außer vielen Mitarbeiter*innen vor Ort.

51 (!) von den insgesamt 54 Bewohnern im Alter von 58 bis 98 Jahre und außerdem 23 der 34 impfwilligen Mitarbeiter konnten gegen das Coronavirus geimpft werden. Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung können nur mit dem noch zur Verfügung stehenden Impfstoff geimpft werden, damit dieser genutzt wird. Deswegen konnten nicht alle Impfwilligen der Betreuungseinrichtung eine Impfung erhalten. Sie erhielten aber eine Berechtigung für die Impfung in einem der Impfzentren. Geimpft werden durften auch nur Heimbewohner, keine Angehörigen.

Impfärztin Talina Schmidt sprach für Impfarzt Dr. Kretschmar und die Teams ein großes Lob an das Team vom Dünengarten aus: „Das war bei ihnen alles super vorbereitet!“ Brünhild Schauer dankte sehr und freute sich mit allen Anwesenden sichtlich: „Für uns ist diese Impfung der erste Schritt in Richtung einer Normalität.“- Seit Anfang Dezember werden alle Mitarbeiter*innen regelmäßig getestet. In Kürze sollen Tests auch bei Besuchern vorgenommen werden. In der Einrichtung selbst ist bisher kein Covid-19 Fall aufgetreten. Am 24. Dezember kamen die ersten 1000 FFP2-Masken vom Bundesministerium für Gesundheit. Das war für die Einrichtung eine Erleichterung.

Der Vorlauf für diese Impfung startete am 18. Dezember 2020 mit einer Email der KVSH. Die Anzahl der Impfwilligen unter Bewohnern und Mitarbeitern war festzustellen. Das war bei den Bewohnern schon mit Aufwand verbunden, denn alle Bevollmächtigten sind zu fragen, Unterschriften müssen eingeholt werden etc. Wegen des Vorhandenseins guter Vorsorgevollmachten gestaltete sich das zügig, aber auch Impfpass bzw. Impfnachweis (vorausgefüllt) und der Medikamentenplan sind für jeden einzelnen bei der Impfung vorzulegen. Wer Blutverdünner einnimmt, muss am Impftag gekennzeichnet sein.

Am Tag selbst wurden von der MTA aus dem Impfteam vorher die Spritzen aufgezogen und bereitgelegt. Die Impfungen wurden durch sie und einen Impfarzt vorgenommen. Das vierte Teammitglied war für die Dokumentation zuständig. Das alles geschah in einem Tagesraum. Im Besucherraum erfolgte jeweils vorher die Beratung. Dabei wechselten sich die beiden Impfärzte ab, denn dieser Vorgang verlangt insgesamt bei Heimbewohnern wegen z.B. allein schon Hör- bzw. Sehbehinderung oftmals Energie und Geduld. Bei Hörproblemen half manchmal auch ein DIN-A4-Bogen mit Wort oder Bild als Hinweis seitens der Mitarbeiter der Einrichtung.

Brünhild Schauer möchte über die Presse auch einen großen Dank ausrichten an ganz viele in St. Peter-Ording und auf Eiderstedt. Seit Beginn der Corona-Pandemie sei man hervorragend unterstützt worden. U.a. haben Privatpersonen Masken genäht. Für alle Bewohner gab es genähte Lavendelherzen. Kinder aus Vollerwiek und Welt haben Bilder gemalt, Die Tourismus-Zentrale hatte für den Sommer Strandkörbe gestellt. Frauen des DRK-Ortsvereins backten Futtjes.- Und am 24. Dezember war morgens der Posaunenchor mit Christoph Jensen draußen zum Blasen gekommen. Pastorin Sylvia Goltz gestaltete am Nachmittag auf Abstand, aber sichtbar aus einem anderen Raum im Heim, mit Mikrofon eine Weihnachtsandacht.

Hjr, 12. Januar 2020, HN und www.jb-spo.de

TIPP – Dünentour Köhlbrand

 

Eigentlich Pflicht - Vom Strandweg aus Dünen und Strand erkunden

Das Besucherinformationssystem (BIS) schafft grundlegendes Wissen

Die Corona-Pandemie macht uns bewusst, dass auch wir „nur“ Lebewesen sind und nicht alles in der Hand haben.- Das Kulturleben liegt weitestgehend brach, Veranstaltungen gibt es keine. Wir sind auf uns gestellt, unser Leben zu gestalten.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, welche Anziehungskraft die Natur hat. An Tagesgästen hat es in St. Peter-Ording nicht gefehlt. Strand und Meer ziehen immer. Aber an der 12 km langen und bis zu 2 km breiten Küste Ortes lässt sich bei Wanderungen bzw. Spaziergängen vor und ebenso hinter dem Deich eine Vielfalt wahrnehmen, die ihresgleichen sucht. Jahreszeiten und Wetter tragen ihren Teil zusätzlich bei. Solange unser Aktionsradius nicht noch mehr eingeschränkt wird, sollten wir die Möglichkeiten nutzen.

Pflicht für jeden sollte sein, sich außer den Kenntnissen zum Umgang mit Ebbe und Flut auch solche über die Naturgegebenheiten anzueignen. Wer einmal den Sand selbst bei feuchtem Wetter hat fliegen sehen, sieht die Strandwelt schon mit neuen Augen. Dann wird einsichtig, warum Stege und sogar die Strandkorbpodeste einsanden. Die Entstehung von Dünen basiert ebenso auf Sandflug, aber ohne die verschiedenen Pflanzen, Wechsel der Jahreszeiten sowie Überflutungen würden sie nicht so entstehen können.

Um einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Gegebenheiten in Ording, dem wegen des Sandfluges einstigen Armenhauses von Eiderstedt zu gewinnen, ist die „Dünentour Köhlbrand“ vom Kassenhäuschen beim Yachthafen der Strandsegler einmalig. Was für Pflanzen siedeln sich dort an? Warum ist die Binsenquecke für die Dünenbildung hilfreich? - Sie gehört wie auch Strandhafer und Schilf zu den Süßgräsern. Aber nicht nur diese Drei finden sich im Dünengebiet. Heidekraut, Krähenbeere, Kamtschatkarose, ebenso Birken, Schwarzerlen, Holunder und Kiefern haben sich hier angesiedelt. Die Dünenvegetation zeichnet sich wie die Salzwiesen durch eine große Artenvielfalt aus. Dünenschutz ist gleichzeitig Küstenschütz. Darüber und mehr informiert das BIS in Form mehrerer gut lesbarer und mit Bildern versehener Info-Tafeln. Von der Aussichtsplattform im Binnendünenbereich reicht der Blick in alle Richtungen weit und ist wunderschön.

 

Ob man Richtung Strand oder Aussichtsplattform startet, sollte eine Bauchentscheidung sein. Wegen des Perspektivenwechsels aber beginne man ein anderes Mal eine zweite Tour in Gegenrichtung. Im „Schnelldurchgang“ (ca. 1 km Länge) dauert es mit Lesen der Inhalte auf den Tafeln maximal eine halbe Stunde. Aber der Entschleunigung wegen sollte man sich Zeit lassen. Innehalten lässt mehr wahrnehmen.

Diese Dünentour verläuft direkt im Nationalpark Wattenmeer. Das Betreten des Dünengebietes ist entlang des Weges jahreszeitlich nicht eingeschränkt. Die Wegeverhältnisse im Binnendünenbereich sind naturgegeben nicht für alle geeignet. Wer aber irgendwie kann, sollte der Plattform einen Besuch abstatten. Bänke machen beim Auf- und Abstieg immer wieder Pausen möglich.

 

Hans Jörg Rickert, 07. Januar 2020, www.jb-spo.de

1. Januar 2021

Ob kalt und windig, verhangen und grau – Strand und Weite locken

 

Neujahr war St. Peter-Ording Anziehungspunkt für Tagesausflügler

Regen und kalter Wind, doch viele zog es trotzdem an Silvester schnell noch einmal nach St. Peter-Ording. Aus Gribbohm bei Wacken war das Ehepaar am Nachmittag gerade eben an der Strandüberfahrt Ording Nord angekommen. „Das machen wir Silvester immer“, war der Kommentar. Den Blick auf den Ordinger Strand genossen sie zunächst kurz vom Deich oben aus dem Auto. Sonst geht es nach dem Strandspaziergang zum Jahreswechsel zum Feiern und zum Feuerwerk auf die Buhne. Das nasskalte Wetter war dieses Mal kein Hinderungsgrund, sich 2020 noch einmal durchpusten zu lassen. Auch dass in diesem Corona-Jahr kein Feuerwerk ist, macht nichts. Zurück ist es nur eine knappe Stunde!- Nicht anders war es bei einem Hamburger mit seiner Mutter. Die ältere Dame mit Maske spannte den Schirm auf und los ging es Richtung Buhne. „Das machen wir jede Woche einmal“, klang es überzeugend selbstbewusst. Dabei jagt man bei solchem Wetter und aufkommender Dunkelheit keinen Hund mehr vor die Tür. Auch sie würden danach wieder zurückfahren.

In der Nacht hatte es zeitweise sogar aufgeklart. Der Mond schien hell zwischen den Wolken. Neujahrsvormittag regnete es, aber dafür kaum Wind. Sowohl aus Richtung Eidersperrwerk und auf der B 202 gegen Mittag scheinbar kaum Autos nach St. Peter-Ording, aber immerhin mehr hinein in den Ort als raus. Aber der Verkehr nahm allmählich zu und verdichtete sich in Ording und im Bad. Am Ende des Grudeweges stand erst nur ein Auto. Eigentlich ist dort Halteverbot, aber der Blick vom Seedeich über die Tümlauer Bucht mit den Lahnungen zum Leuchtturm Westerheversand ist einfach wunderbar. Mit Gummistiefeln und in Regenwetterkleidung strahlte es aus den Gesichtern der beiden Hamburger Barockmusiker. Sie hofften, bald auch wieder Konzerte spielen zu können. Jetzt aber wollten sie hier heute die Stille, die Weite und die Luft genießen, eben „Entleeren und Auftanken“.

Bei der Strandkorbhalle Hungerhamm waren die Parkplätze wieder knapp. Dort freuten sich die beiden Cousinen auf den Strandspaziergang. Sie kamen von Joldelund und waren gerade mit ihren drei Border-Collies und zwei Pudeln angekommen. Die Wiesbadenerin muss einmal nach St. Peter-Ording, wenn sie im Norden bei ihrer Cousine und deren Tochter zu Besuch ist.- Überhaupt waren es wieder viele Autokennzeichen von außerhalb. Parkplatzmangel wie am ersten Weihnachtsfeiertag herrschte nicht, aber doch erstaunlich viel Autos. Selbst zweieinhalb Stunden Autofahrt von Ratzeburg werden in Kauf genommen, und eine gute Stunde von Flensburg zählt gar nicht.

In St. Peter-Ording locken Nordsee mit Strand und Weite. Und meistens zeigt sich der Himmel auch irgendwann noch einmal himmelblau. Das war auch zu Neujahr so und lässt alle hoffen. Und „to Go“ für das leibliche Wohl gab es nicht nur auf der Buhne nach dem Motto „frisch gegoscht“.

Hjr, 01. Januar 2021, HN und www.jb-spo.de