2023 November & Dezember

Anliegerpflichten in SPO

Im Rinnstein von Siel zu Siel

Straßenreinigung betrifft alle und ist Pflicht für Anlieger

In der Sitzung des Umweltausschusses am 6. November 2023 war ein Punkt der Tagesordnung „Hochwasser- und Starkregenereignisse“.-

Wer aufmerksam durch St. Peter-Ording geht, sieht auch, dass der November nicht nur die Gemeinde, sondern vor allem auch die Einwohner und Eigner von Liegenschaften im Hinblick auf die Erfüllung bestimmter Pflichten fordert. Eine dieser zu erfüllenden Aufgaben ist jetzt besonders die Straßenreinigungspflicht. In den Wintermonaten ist es dann die Räum- und Streupflicht. Die Reinigungspflicht gilt durchgängig das ganze Jahr. Was zu beachten, zu erledigen und zu regeln ist, steht in der Satzung über die Straßenreinigung in der Gemeinde St. Peter-Ording. Die derzeit gültige Fassung stammt vom 31. Oktober 2014.

Sie gehört wie die Baumschutzsatzung zu den Ordnungssatzungen und ist im Netz aufrufbar unter 

https://www.amt-eiderstedt.de/Amt-und-Gemeinden/Gemeinden/Sankt-Peter-Ording/Ortsrecht-Satzungen/Straßenreinigungssatzung.de

Es ist dort die über „Amt Eiderstedt“ derzeit zuletzt aufrufbare Satzung für SPO.

 

Für die Straßenreinigung trägt der Eigentümer der Liegenschaft die Verantwortung. Er hat die Erfüllung dieser Pflicht zu regeln. Welche das ist und was alles dazugehört, steht in § 2 der Satzung:

Die Reinigungspflicht wird für folgende Straßenteile in der Frontlänge der angrenzenden Grundstücke den Eigentümern dieser Grundstücke auferlegt.

Als Straßenteile werden dann aufgeführt:

Gehwege, begehbare Seitenstreifen, Radwege, Rinnsteine, Gräben und die dem Grundstücksanschluss dienenden Grabenverrohrungen. Sogar die Reinigung der Straße selbst ist in den Pflichten eingeschlossen, wenn es denn keine Bundes-, Landes- oder Kreisstraße ist.

Künftig zu erwartende Starkregenereignisse rücken die Straßenreinigungspflicht seitens der Anlieger in den Blick. Sie hat nämlich nach Bedarf, aber mindestens einmal im Monat zu erfolgen. Im Herbst kann das bei Laubfall sogar täglich notwendig sein. Das ist wie beim Schneeräumen. Laub kann die Siele verstopfen. Damit das nicht geschieht, ist das Laub vorher zu beseitigen. Der Abfluss des Regenwassers muss nämlich gewährleistet sein.

            Der Fangeimer ist voller Blätter und Dreck                                         Der entleerte Eimer ist wieder im Siel

Die Sielreinigung ist bisher nach Bedarf durch die Gemeinde St. Peter-Ording zu veranlassen. Die erfolgte derzeit erneut in der Böhler Landstraße. Sie ist noch eine Kreisstraße, könnte aber in den kommenden Jahren – mittel- bis langfristig - zu einer Gemeindestraße werden. Das betrifft auch weitere Straßen im Ort, z.B. in Ording die Straße „Am Deich“.

Im Zuge der Aussprache war in der Sitzung am Montag die Sielreinigung der Böhler Landstraße angesprochen worden. Bereits am Donnerstagmittag war die Reinigung von Rinnstein und Sielen vom Wittendüner Kreisel aus im Gange. Nimmt man nun die Siele in Augenschein, fällt auf, dass mancher saubere Rinnstein hinsichtlich der Siele auch trügen kann.

Im Hinblick auf Starkregenereignisse sollte eventuell seitens der Gemeinde auch hinsichtlich der Verrohrung von den Gräben zwischen den Grundstücken in Richtung Zuggräben und nachfolgend den Sielzügen nach dem Rechten geschaut und danach die Anlieger bzw. Hausverwaltungen aufmerksam gemacht werden. Der inzwischen schon länger anhaltende hohe Wasserstand macht das zusätzlich erforderlich.

 

Hans Jörg Rickert, 12. November 2023, jb-spo

Kirche auf Eiderstedt

Vater, Sohn und „Künstliche Intelligenz

Gottesdienste am 2. Juli und am 5. November 2023 und viele „Einsichten“

„Mensch“, so möchte man meinen, hat der über 900 Jahre alten St. Magnus-Kirche in Tating in den letzten vier Sommern einiges zugemutet:

Im Jahr 2020 dreimal Veränderung der Innenausstattung durch Kunst in der Kirche, 2021 Kunst als kontemplative Begegnung und 2022 Digitale Kunst in der Kirche. Dann in diesem Jahr „Künstliche Intelligenz“ mit der Möglichkeit, sich durch sie „segnen zu lassen“ oder von ihr eine „Predigt zu hören“. Geht das?- Doch warum sollte das nicht funktionieren? Man kann sich doch über „Chat GPT“ auch eine Mathematikaufgabe zur e-Funktion lösen lassen, ob nun zur Kurvendiskussion mit graphischer Darstellung oder zur Ermittlung der Stammfunktion. Das grenzt für manchen schon an etwas Übersinnliches. Aber Segen und Predigt? Darf Mensch das? Ist das nicht „Teufelswerk“ und stört die „göttliche Ordnung“?

Die Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating hat dieses Wagnis auf sich genommen. Kritik hat es gegeben, sowohl positiv als auch negativ, doch der „Zorn Gottes“ ist bisher ausgeblieben. Selbst Kirchenobere haben dieses Experiment akzeptiert, toleriert bzw. sogar gutgeheißen.- 

Voraussichtlich gibt es nun erst einmal ein Jahr „Erholung“ von „Kunst in der Kirche“, denn St. Magnus wird 2024 im Rahmen der „Schutzengel-Aktion“ renoviert. Vielleicht ein notwendiges Innehalten und wieder Besinnung auf Traditionelles? Doch zu bedenken ist: Auch das Kruzifix der Künstlerin Lucia Figueroa hat seinen Platz in der 900 Jahre alten Kirche in Tating gefunden. Ist nicht sogar die Leerstelle – die Triumphkreuzgruppe hängt wieder an ihrem angestammten Platz – wunderbar passend besetzt worden? Und lässt nicht gerade Glaube im lutherischen Sinne auch vieles erst aushalten?

Der Eröffnungsgottesdienst am 2. Juli war mit etwa fünfzig Gottesdienstgästen gut besucht. Pastor Michael Goltz hatte allein schon in der Überschrift mit „vater, sohn und Künstliche intelligenz“ für das Programm herausgefordert. Zwiegespalten, aufgeregt, ja gespannt sei er und freue sich auf die Auseinandersetzung mit dieser Thematik, leitete er in den Gottesdienst ein. Mit einer Orgelimprovisation hatte Kantor Christoph Jensen über zunächst Einzeltöne, erst langanhaltend, danach kurz und auch schnell hintereinander, darauf eingestimmt. Die „KI“ allerdings verweigerte später die Begrüßung der Gottesdienstbesucher. Der Auftrag an sie durch den Pastor war wohl nicht deutlich genug gewesen. Beim zweiten Anlauf hieß es dann: „Möge der Gottesdient Ihnen Trost und Gemeinschaft schenken.“ Na also!

Worte aus dem Römer-Brief und dem Lukas-Evangelium – kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? (Lk.6) - waren Inhalte zur Auseinandersetzung mit der Künstlichen Intelligenz im Gottesdienst. Und die Frage stand im Raum: „Darf Kirche das machen?“

 

Am 5. November war nun der Abschlussgottesdienst „für die KI“. Nicht einmal zwanzig Gottesdienstbesucher gab es. Schade, es hätten mehr sein müssen! – Der Gottesdienst war zwar vom Ablauf her in Bezug auf Gestaltung, Inhalte und Lieder 

her fast identisch, aber er war doch anders. Fehlte der Überraschungseffekt? Oder war es der Umgang mit KI in der Kirche, der zwar immer noch Fragen stellen ließ, aber sie vom Inneren her nicht mehr ängstlich oder gewollt „in Frage stellte“?

 

 

Das ließen auch das Pastorenehepaar Michael und Sylvia Goltz in ihrem als Predigt gedachten Dialog erkennbar werden. Nicht nur sie beide, sondern Menschen und Kirche sind durch diese Art „Ausstellung“ ins Gespräch gekommen. 16.200 Besucher mit 5.000 Abfragen wurden gezählt. Gruppen kamen und Führungen gab es. Die Kommentare reichten von Begeisterung bis zu Entsetzen, aber zugleich ist auch ein Verstehen passiert von dem, was hier in diesem Sommer in Tating in St. Magnus gemacht worden ist.

 

„Künstliche Tatinger Intelligenz“ hieß die Überschrift für den Abschlussgottesdienst Sie war bewusst so gewählt. War es doch der Effekt mit „KI in Tating in St. Magnus“. Das ist schließlich nicht irgendeine Kirche auf Eiderstedt, sondern eine der Hauptkirchen. „Egal“ jedenfalls gab es nicht. Und es besteht kein Anlass für Sorge um Zukunft für Kirche.

Wie war doch die Reaktion einer älteren Dame um 80, deren Tochter sehr krank ist? Sie ließ sich einen Segen für ihre Tochter sprechen, filmte das mit ihrem Handy und leitete die Aufnahme weiter. Ihr Kommentar zur „KI in Tating“: „Das ist ja wohl der Hammer! Das hätte ich hier nicht erwartet! - Wohl in Berlin, aber nicht in diesem Kaff.“ – Sie setzte dann besinnlich hinzu: „So schön niedrigschwellig“.

 

 

NACHTRAG

Möglich geworden ist diese Auseinandersetzung mit „KI in der Kirche“ durch Kasia Kohl in Hamburg, Artdirektorin Time To Token IT GmbH

 

 

 

 

 

Zum Inhalt der Ausstellung

In diesem Jahr geht es um ein brisantes Thema; nämlich „künstliche Intelligenz (KI)“. Kirche informierte und animierte dazu so:

Wir werden für die Besucher eine einfache, barrierefreie Möglichkeit schaffen, über selbst gewählte Stichworte sich von einer KI eine eigene kurze (die Länge kann man vorgeben) Predigt oder einen Segen sprechen zu lassen. Beispiel: Sie sprechen in ein Mikrofon die Worte „Jesus, erneuerbare Energie, Koalition“ und dann wird Ihnen zu diesen Stichworten eine Predigt gehalten. Es geht natürlich auch klassischer und mit höherem intellektuellem Anspruch: „Beten, Karl Marx, ungläubiger Thomas“, oder was auch immer Ihnen einfällt.

 

 

 

 

 

 

 

Siehe dazu unter www.jb-spo.de

2019    Dez      Das Kruzifix der Künstlerin Lucia Figueroa hängt nun in Tating

2020    Juni      St. Magnus in Tating überrascht in einem ungewohnten Design

            Sept     Kunst in der Kirche Teil II – St. Magnus‘ Kirchenraum wieder anders

            Okt       Vom Staunen zum Sehen, vom Entdecken zum Wissen,

2021    Mai      Eine kontemplative Begegnung in St. Magnus - Kunst in der Kirche 2021

2022    Okt2     HOLYVERSE  ST. MAGNUS – Digitale Kunst traf Kirche

Hans Jörg Rickert, 09. November 2023, jb-spo

Es weihnachtet in SPO

Das Veranstaltungsteam der TZ lud zum Lichterfest ein

Hans Jörg Rickert, 04. Dezember 2023, jb-spo 

Ortsvereine Sozialverband und DRK

Einladung zum Jahres-Abschluss-Dankeschön Nachmittag

Kaffee und Kuchen (satt) und anschließend Lotto wirken wie ein Magnet

Jup’s Friesencafe im Hotel Kölfhamm in Ording war in diesem Jahr am Mittwoch, den 8. November Treffpunkt für 134 Mitglieder der Ortsvereine Sozialverband und DRK in St. Peter-Ording. Beide Vereine halten viel von Gemeinschaft und pflegen sie deswegen auch auf ihre Weise. Dieses Jahr hatte man sich zusammengetan zum Kaffeetrinken und anschließenden Lottospiel und damit einen „Volltreffer“ gelandet. Das war eine Super-Idee der Vorstände der beiden Vereine. Die Anmeldung erfolgte bei Gerdi Ott bzw. Marlene Pauly-Burchatzky. Stichtag war der 1. November.

Marlies Voß, Renate und Berndt Maassen, Gaby Lamm, Waldemar und Silke Vollstedt-Peters, Hedda Stecher sowie Gerdi und Ursula Ott hatten sich an einem Tisch zusammen-gefunden und freuten sich über das gesellige Beisammensein:

„Ünner Lüüd ween, Sludern un Snacken un dat bi Kaffee un Koken, beter kann dat ni ween in düsse Johrstiet“, weer ehr Meen. Un dat ni blots an düssen Disch. Goode Luun weer anseggt. Un denn noch Lotto mit de Utsicht op Gewinn, dat makt Spaass.

Die meisten hatten für’s Lotto zwei Karten a 5 € vor sich. Das dauerte auch nicht mehr lange nach dem Kaffeetrinken. Bianca Voß und Marlene Pauly-Burchatzky saßen dann bald an ihrem Tisch, und los ging es. Bianca griff in den Beutel, nannte die gezogene Zahl und legte sie aufs Zahlenblatt - es sind die Zahlen von 1 bis 90 – und Marlene protokollierte.

Dabei herrscht dann Ruhe im Saal, bis das erste „Pott“ mehr oder weniger laut gerufen wird, wenn die erste Reihe voll ist. Dann geht es gemäß Regeln mit zweiter und dritter Reihe weiter.

Auch dieses Mal gab es gleich zu Beginn einen „Glückstisch“. So ist es eben beim Lotto. - Was nicht unwichtig ist: Wer abgeholt werden möchte, wird auch abgeholt. Deswegen muss keiner zuhause bleiben. Jeder kann mitmachen!

Hans Jörg Rickert, 08. November 2023, jb-spo

Siehe auch unter www.jb-spo.de

2023     März     Der DRK-Ortsverein SPO ist nach Corona wieder auf Kurs

                        75 Jahre Ortsverband St. Peter-Ording des Sozialverbandes Deutschland

Jahreszeitliches

Pünktlich zum 1. Advent hat sich der Winter eingestellt

St. Peter-Ording zeigt sich nicht nur am Grudeweg verzaubert

Es ist Sonntag, der 3. Dezember 2023. Es ist der erste Adventssonntag. Der vierte fällt auf den 24. Dezember. Die Adventszeit ist von kurzer Dauer, aber sie lässt sich dieses Jahr besonders erleben. Der in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vom 28. auf den 29. November reichlich gefallene Schnee mit den dann anhaltenden Frostnebelnächten und folgenden Sonnenwinterhimmeln hat St. Peter-Ording verzaubert. 

Der Blick von der Deichüberfahrt am Ende des Grudeweges über den Norderdeich zur Tümlauer Bucht reicht in alle Richtungen weit. Der Wind weht trocken und kalt. Im Vordergrund ist die vereiste ehemalige Tonentnahmestelle mit der kleinen Schilfinsel zu sehen. Graugänse nutzen sie im Frühjahr zur Brut. 

Weit hinten rechterhand im Südosten erkennt der Kundige das Hochhaus am Alten Badweg und linkerhand vor dem Norderdeich sind es die Pütten. Das Dorf St. Peter liegt irgendwo hinten in der Mitte. Lässt der Deichwanderer seinen Blick weiter gegen den Uhrzeigersinn streifen, erkennt er die Kirchtürme von Tating, Garding und Westerhever, bevor dann unweigerlich der Leuchtturm Westerheversand im neuen Rot-Weißen-Farbanstrich ins Auge fällt. Auch der Schafberg ist zu sehen.

Über den rechten Bildrand fällt der Blick dann auf die kleine Kirche St. Nikolai in Ording. 300 Jahre steht sie dort im nächsten Jahr, nachdem sie am Strand ein Opfer des wehenden Sandes geworden war. Der hat den Bewohnern von Utholm das Leben schwer gemacht, bis schließlich der aufkommende Tourismus ein Zubrot gestattete und St. Peter-Ording zur heutigen Topdestination gemacht hat.

Hans Jörg Rickert, 03. Dezember 2023, jb-spo

Siehe dazu unter www.jb-spo.de 

2021    April     ORTE – Ording Nord von der Utholmer Straße bis Hungerhamm

2022    März    Reetschneiden bei den Pütten in Brösum

2023    April     Vogelwelt im Frühling in Ording hinter dem Norderdeich

HINTERGRUND zur Eiderstedter Chronik

Chronicon Eiderostadense vulgare
oder
die gemeine Eiderstedtische Chronik 1103-1547

Johannes Jasper (1923) und Claus Heitmann (1977)

Aufgrund der Historie Schleswig-Holsteins und der Christianisierung ab 1103 auf Eiderstedt, ausgehend vom Bistum Lund in Südschweden, dazu nachfolgend auch der Reformation mit der Ausbreitung des ev.-luth. Glaubens durch die Tätigkeit von Hermann Tast aus Husum, hat Eiderstedt zu Beginn eine mit Dithmarschen zusammenhängende Geschichte.

Nur so ist zu verstehen, dass die „Eiderstedtische Chronik 1103 bis 1547 Teil der Chronik Dithmarschens ist. Geschrieben worden ist diese von Johann Russe. Er war der Chronist der Dithmarscher Geschichte und lebte von vor 1506 bis 1555.

Johann Russe war Sohn eines Grundbesitzers in Dithmarschen. Es ist davon auszugehen, dass er der auf der Grabplatte Nr. 41 auf dem Lundener Geschlechterfriedhof genannte „Grote Johan Ros“ ist. Dieser war „Vorweser des Landes Ditmersen“.- Von ihm stammen wichtige Quellen für das Werk des bedeutendsten Dithmarscher Chronisten: Das war Neocorus (* vor 1559; † wohl 1630/31), Diakon und zweiter Pastor in Büsum.

Ersten Unterricht wird Johann Russe von einem Ortsgeistlichen erhalten haben. Wahrscheinlich hat er später an einer deutschen Universität „Recht“ studiert. Aufgrund seiner Schriften muss er des Lateinischen und Griechischen mächtig gewesen sein. Er lebte als Bürger in Lunden und wurde 1548 zum Mitlandesregenten ernannt. Er sammelte u.a. Chroniken und interessierte sich für alte Kirchenbücher und Landesrechte.

Die in einem Verzeichnis (Sammlung) enthaltene Eiderstedtische Chronik aber entstammt der Feder des Landschreibers Dirck Scriverund auch dessen Bruder Wenni Sywens sowie in der Folge weiterer Familienmitglieder. Sie waren Angehörige einer Hofbesitzerfamilie in der „Landschaft Eiderstedt“. 

Landschaft ist hier ein rechtlicher Begriff. Die Hofbesitzer waren direkt dem Landesregenten unterstellt. Das war der dänische König in seiner Eigenschaft als Herzog von Schleswig.

Johannes Jasper (1860 – 1932), Sohn eines Landmanns in Wehren bei Wesselburen, unterrichtete - nach seiner Ausbildung 1978 bis 1881 am Lehrerseminar in Eckernförde - zunächst in Westerdeichstrich bei Büsum, ehe er dann viele Jahre bis 1924 in Oldenswort-Osterende Schulmeister war. Jasper war es, der auf der Grundlage der Chronik von Johann Russe als erster eine volkstümliche Ausgabe der Eiderstedtischen Chronik verfasste. Sie fußte auf einer Abschrift, die Andreas Ludwig Jacob Michelsen (1801-1881), Gelehrter, Jurist, Politiker und Historiker, im Staatsbürgerlichen Magazin hatte abdrucken lassen. Veröffentlicht wurde sie im Verlag H. Lühr & Dircks 1923* und von Claus Heitmann 1977** für eine Neuauflage ins Hochdeutsche übersetzt.

Sie erschien anlässlich der 100-Jahrfeier des Nordseebades St. Peter-Ording lesbar sowohl in Plattdeutsch als auch Hochdeutsch im gleichen Verlag. Diesen hatte inzwischen der Buchhändler Jürgen-Erich Klotz aus St. Peter-Ording übernommen und weitergeführt. Er hatte Heitmann zu der Übersetzung angeregt und auch dafür gewonnen. Dieser fand hierin wichtige Ausgangspunkte für seine weitere Forschungen. Heitmann und Klotz trafen sich damals schon im sogenannten Klotzkreis, einem Gesprächskreis von vorwiegend Bürgern aus St. Peter-Ording und Eiderstedt, der nun im Februar 2024 seit 50 Jahren existieren wird.

So schließt sich der Bogen, und es wird verständlich, weshalb Claus Heitmann in seinen Vorträgen auch immer wieder gerne und oft auf die Chronik von Johannes Jasper von 1923 Bezug genommen hat und nimmt.

* J. Jasper, Chronicon Eiderostadense vulgare oder die gemeine Eiderstedtische Chronik. 1103-1547, Garding 1923, 8-47

** J. Jasper – C. Heitmann, Chronicon Eiderostadense vulgare oder die gemeine Eiderstedtische Chronik. 1103-1547, St. Peter-Ording 1977, 14-93 Neuauflage mit einer Übersetzung ins Hochdeutsche von C. Heitmann

Hans Jörg Rickert, 19. November 2023, spo-Archiv

Siehe dazu auch unter www.jb-spo.de

2021    Oktober           „Erzähl mir was!“ wurde eröffnet mit ‚Kirchenstreit und Kirchenstrafen’

SPO kulturell

Würdigung der Arbeit von Claus Heitmann
und
Übergabe des Archivs von St. Peter-Ording an die Gemeinde

Ohne ehrenamtliches Engagement wird vieles nicht mehr so funktionieren

Archivar Claus Heitmann mit dem Büchlein „Chronicon Eiderostadense vulgare“ als „seiner Bibel“

So kennen ihn die Einwohner von St. Peter-Ording, den heute 84jährigen gebürtigen Tatinger Claus Heitmann - aber nicht nur sie, auch viele andere auf Eiderstedt, unter ihnen selbstverständlich auch Urlauber und Feriengäste. Erinnerungswürdig sind seine Vorträge im Museum Landschaft Eiderstedt. Aber auch das „Backhaus“ und die „Historische Insel“ beim Parkplatz vor „Op de Diek“ schräg gegenüber vom „Alten Rathaus“ sowie die ehemalige AG OrtsChronik und das Archiv von St. Peter-Ording hätten ohne dieses agile Eiderstedter Urgestein wohl kaum ein Dasein.

Um das Jahr 1980 spürten die Einwohner von St. Peter-Ording, dass sich der Ort durch den Tourismus verändern wird. Claus Heitmann, zu der Zeit gerade eben über 40 Jahre alt und noch bis 2004 als Lehrer für Französisch, Spanisch, Sport und Philosophie am Nordseegymnasium St. Peter tätig, gehörte zu denen, die etwas für den Ort tun wollten. 

Dessen Entwicklung musste doch festgehalten werden! - Aber auch das sollte bewahrt werden, was den Ort zu dem gemacht hatte, was er geworden ist. Dieses waren die Gedanken vor 40 Jahren.

Die Skulptur „Jan un Gret“ zwischen den beiden Stöpen im Dorfdeich zur Olsdorfer Straße und zur Dorfstraße gab es noch nicht. „Welkeen wuss uk vun de ‚Lütten Lüüd‘, Gret mit de Gliep un Jan mit de Fork?“ Und warum gibt es zwei Stöpen so dicht beieinander?- So wurde Claus Heitmann 1982 zum Mitbegründer und Motor der AG OrtsChronik und zum Sammler für das Archiv des Ortes. Der ist 1967 aus den Dörfern St. Peter und Ording zu St. Peter-Ording geworden.

Von Albert Panten erhielt Claus Heitmann die Urkunde über den Vertrag der Hamburger Kaufleute mit St. Peter von 1373, dessen Namensgebung vor 650 Jahren in diesem Jahr mit großer Beteiligung von Bevölkerung und Gästen gefeiert worden ist und gezeigt hat, dass „Wir sind St. Peter-Ording“ nicht nur so ein Schnack sein kann, sondern Wirklichkeit ist, wenn es darauf ankommt.

 

Das Büchlein

„Chronicon Eiderostadense vulgare

oder die

gemeine Eiderstedtische Chronik

1103 – 1547“

 

ist ein Teil der Dithmarscher Chronik, 1923 in Plattdeutsch aus dem Lateinischen übersetzt von Johannes Jasper und erschienen im Verlag H. Lühr & Dircks.

 

Für Claus Heitmann ist diese Chronik so etwas wie eine „Bibel“.

Er hatte sie oft bei Vorträgen dabei und eben auch am 11. November 2023, wo St. Peter-Ording ihn in einem überschaubaren Kreis von geladenen Gästen für seine außergewöhnlichen Verdienste und Tätigkeiten ehrend würdigte und herzlich dankte.

 

Das geschah im Rahmen der feierlichen Übergabe des Archivs von Claus Heitmann an die Gemeinde. Sie markiere „einen bedeutenden Schritt in der Bewahrung und Wertschätzung unseres kulturellen Erbes“, so Bürgermeister Jürgen Ritter. Dieser und Bürgervorsteher Boy Jöns hatten dazu mit u.a. folgenden Zeilen eingeladen:

„Seit mehr als vier Jahrzehnten hat Claus Heitmann einen herausragenden Beitrag zur Kunst- und Kulturszene in St. Peter-Ording geleistet. Er ist nicht nur als Mitbegründer der AG Ortschronik eine unverzichtbare Figur in der Kulturszene, sondern auch durch sein Engagement für unsere Gemeinde von unschätzbarem Wert. ….

Das Archiv repräsentiert das kollektive Gedächtnis von St. Peter-Ording. Seit seiner Gründung durch Claus Heitmann hat es gleichermaßen das Interesse von Besuchern und Einheimischen geweckt. Die über viele Jahre hinweg gesammelten Archivstücke tragen eine große historische Bedeutung in sich.

Die Gemeinde St. Peter-Ording steht nun in der Verantwortung, das großartige Schaffen von Claus Heitmann zu ehren und fortzuführen. Die offizielle Übergabe des Archivs markiert den Beginn einer neuen Ära in der Bemühung, die reiche Geschichte und Kultur zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Die blauen Hefte der AG-Ortschronik sind der Arbeit von Claus Heitmann und seines Teams in der AG Ortschronik zu verdanken. In ihnen findet sich lesbar auf 6000 Seiten viel Wissenswertes über St. Peter-Ording. Käthe Oppel und Walter Martens sind Namen seiner Weggefährten aus den Anfangsjahren, dazu kommen Brigitte Stöhrmann aus Ording und Gudrun Matthießen aus Wittendün sowie viele andere, die Beiträge zur Ortsgeschichte geliefert und geschrieben haben, und solche wie Johanna Gerhorst, die im Archiv Arbeiten übernommen hat. Heute sind dort ehrenamtlich im Einsatz Elke Egge, Ingrid Bialek, Jörn und Hilke Herzberg.

Jeden Donnerstagvormittag sind sie im Hause der Gemeindebücherei fleißig. Es geht um Sichten, Dokumentieren, Zusammenfassen, Inventarisieren und Herausfinden von bestimmten Daten. Dabei helfen Unterlagen im Archiv, Karten, Fotos u.a.m. Drei Räume stehen im Keller des ehemaligen Sparkassengebäudes in der Badallee zur Verfügung. Jeder verfügbare Platz ist genutzt.

„Wenn ein Motivator da ist, kann man gemeinsam etwas auf die Beine stellen“, so eine Bemerkung von Boy Jöns, und Jürgen Ritter blickte nach vorn im Hinblick auf Digitalisierung und Nutzbarmachung für die Öffentlichkeit. Seitens der CAU in Kiel, mit der eine Zusammenarbeit angestrebt wird, sagte Historiker Helge-Fabian Hertz: „Wir haben eine Idee, aber mehr noch nicht.“ 

Ohne Arbeitskräfte funktioniert das aber nicht, und die sind überall knapp. Ehrenamtler sind eben weiterhin gesucht.

 

 

 

Erhard Schiel selbst überreichte Claus Heitmann als Anerkennung ein Ölbild. Es ist ein Porträt des Lokalhistorikers von besonderer Art: Die Farbe Blau gehört zu den vom Künstler gern verwendeten Farben. Das geöffnete Buch und im Hintergrund das Konterfei des Hobbyhistorikers sind schon Ausdruck genug für dessen Arbeit. 

Wer aber wirklich genau hinsieht, erkennt zu den Haaren als Kopfbedeckung einen Buchrücken mit Einband. Allerdings ist das Buch nach unten geöffnet.- Das ist typisch Erhard Schiel, der in diesem Bild noch mehr versteckt hat, was zu Claus Heitmann gehört, wie dessen Ideenvielfalt. Oder was sollte sich sonst in dem „Weiß“ verbergen?

Claus Heitmann und alle seine ehrenamtlich tätigen Mitschreiber und Sammler, Helferinnen und Helfer, Handwerker und Unterstützer haben St. Peter-Ordings Geschichte nicht nur lesbar, sondern auch anschaubar sowie erlebbar gemacht. Natürlich arbeitet er nun auch noch weiter im Archiv der Gemeinde St. Peter-Ording mit. Sein Wissen wird eben gebraucht. Es ist von hohem Wert, und er ist unbezahlbar.

Danke, Claus!

(Ohne Deinen stetigen Einsatz und Dein Nachforschen wäre SPO vielleicht geschichtslos geblieben und nicht nur die Daten in diesem Artikel wären inhaltsleer)

 

Hans Jörg Rickert, 17. November 2023, spo-Archiv – Eingangs- und Schlussfoto von G.Panskus

Siehe dazu unter www,jb-spo.de

2023    Febr     650 Jahre St. Peter – Auftakt

2022    Okt1     Claus Heitmann hat das Amt des Vorsitzenden abgegeben

            Sept     Brot aus dem Backhaus – „Man weiß einfach, wie das schmeckt“

2015    Mai      Ein Vierrutenberg vervollständigt die "Historische Insel"